Historische Fototechniken
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Bedauerlicher Weise hat der Nachfolger oder war es der Vorläufer (?) dieses Elmarit nun 70 cm als die kürzest mögliche Einstell-Entfernung (lt. Camera Pocket Book, Tomkins et al., ist es der Vorläufer). Egal, ich bin jedenfalls froh, dass mein Exemplar eine geringere Nahgrenze hat und setze diese auch ein. Die Entfernungsmesserkupplung halte ich wegen der großen Schärfentiefe bei einem 21er Weitwinkel für verzichtbar. Ich richte die auf mindestens 5.6, besser 8 - 11 abgeblendete Kamera zum Motiv hin, die Richtung und die Entfernung wird dabei einfach geschätzt.
Es bietet Vorteile immer da, wo man durch die Wahl des Zwischenstücks und des entsprechenden Auszugs der Stäbchen ein genau definiertes Objektfeld vorliegen hat.
Objektive sind so berechnet, dass sie die beste Leistung dann zeigen, wenn ihre Frontlinse zur größeren Entfernung weist. Im normalen Fotografierbetrieb ist das in Richtung Motiv. Im Nahbereich kehren sich die Verhältnisse regelrecht um.
Bei der hier abgebildeten Linse handelt es sich um eine Linse mit einer Brechkraft von 3 dpt.
Mit dieser Nahlinse kann man mit der auf unendlich eingestellten Kamera bis auf f = 33 cm herangehen.
Vorsatzaccromaten
Vorsatzlinsen verschlechtern etwas die optische Qualität des Kameraobjektivs. Dem kann man durch eine Abblendung um 2 bis 3 Stufen entgegen wirken. Verwendet man jedoch die aufwändiger konstruierten 2-linsigen Vorsatzaccromaten*, so sind die Qualitätseinbußen unbedeutend bis gar nicht auszumachen. Gute Ergebnisse bringt der Macrovorsatz von Raynox. Er besteht aus 3 Linsen in 2 Gruppen. Es gibt davon 2 Ausführungen.
*Mein DCR-150 hat eine Brechkraft von 4,8 dpt. Der Arbeitsabstand bei dem auf unendlich eingestellten Objektiv beträgt dann 1/D = 1/4,8 = 21 cm. Die DCR-250 hat sogar 8 dpt.
Original-Werbeton zum Raynox: „Das Vorsatz-Objektiv besteht aus optischem Glas mit hohem Brechungsindex für Bilder mit erstklassiger Schärfe und großem Tonwert-Reichtum.“
So löste man es bei Rollei
Die Zweiäugige Rolleiflex galt bis zum 2. Weltkrieg als eine der wichtigsten und fortschrittlichsten Kameratypen überhaupt. Sie blieb dann bis Anfang der 1960er Jahre gleichermaßen beliebt bei Profis und Amateuren.
Zweiäugig heißt diese Rollei, da sie über zwei Objektive verfügt, mit denen sie „augenähnlich in die Welt schaut, wie wir mit unseren beiden Augen“.
Das obere, das Sucherobjektiv, spiegelt ein Bild über einen starren Spiegel auf eine im Winkel von 90° zur Objektivachse stehenden Mattscheibe, das der Betrachter wahrnimmt. Aufnahmeobjektiv und Sucherobjektiv haben die gleiche Brennweite. Die Lichtstärke des Sucherobjektivs ist allerdings um ca. 1/2 Blende höher (2,8 zu 3,5), um einen möglichst hellen Sucher zu gewährleisten.
Zweiäugige Rolleiflex-Automat aus den 1950er Jahren
Zweiäugige Rolleiflex-Automat aus den 1950er Jahren
Trotz der beispielhaften Sucherlösung tritt bei der Rollei das gleiche Problem auf, das alle Sucherkameras nun einmal haben, die Differenz zwischen Sucherbild und Aufnahme, die Parallaxe, und die muss ausgeglichen werden!
Die Nahgrenze des fest eingebauten Objektivs der Rollei liegt bei 80cm. Für den gesamten Einstellbereich erfolgt ein Parallaxenausgleich durch eine variable Begrenzung des Mattscheibenbildes, die sich bei Betätigung der Entfernungseinstellung automatisch verschiebt.
Zur Erweiterung des Einstellbereichs sind Vorsatzlinsen notwendig, schwach brechende Sammellinsen, die Rolleinare genannt werden. Den Parallaxenausgleich löst man dadurch, dass man vor das Sucherobjektiv den „Rolleiparkeil“* setzt, ein keilförmiges, rundgefasstes Prisma, kombiniert mit einer Linse gleicher Brechkraft wie die für das Aufnahmeobjektiv. Mit der Entfernungseinstellung wird das Sucherbild „verschoben“ und so die Differenz zwischen Sucher- und Filmbild automatisch ausgeglichen.
Rolleiflex, Lederetui f. Rolleinarsatz Rolleiparkeil und Rolleinarlinse, Streulichtblende
*„Der Rolleiparkeil“, bzw. „Zur Erweiterung des Einstellbereichs: Rolleinare“
Siehe dazu Das Rolleiflexbuch, Dr. Walter Heering, 1951, S. 46 ff und Das Rolleiflexbuch,
Dr. Walter Heering, 1967, S. 70 ff.
Rolleinar-Nahlinse am Aufnahmeobjektiv - Rolleiparkeil am Sucherobjektiv
Die 3 Rolleinarsätze
Einstellbereiche der Rolleinarsätze:
Rolleinar 1: 45-100 cm
Rolleinar 2: 31-50 cm
Rolleinar 3: 24-32 cm
Rollei-Plattenadapter
Zu dem Rollei-Plattenadapter gehört eine spezielle Rückwand, in die sowohl Planfilm- oder Plattenkassetten, als auch eine Mattscheibenkassette eingelassen werden kann.
Wenn man über man über die Mattscheibe einstellt, vermeidet man jedwede Parallaxe, sowohl für den Nah-, wie auch den Fernbereich, denn dadurch erhält man ja praktisch eine Plattenkamera, einen in dieser Hinsicht mit der einäugigen Reflexkamera vergleichbaren Apparat.
Rollei-Plattenadapter mit Spezial-Rückwand für Mattscheibe und Platten
Dann, wenn sich kein Film in der Kamera befindet, wird die normale Rückwand gegen diese Spezialrückwand ausgetauscht. Nach der Einstellung und Kontrolle des Bildes, wird die Mattscheibenkassette herausgenommen und gegen eine Kassette, in der sich ein Planfilm oder eine fotografische Platte befindet, zur Belichtung ausgetauscht.
Blick auf die Mattscheibe
Natürlich lässt sich auch mit eingesetzter Plattenkassette ganz normal "zweiäugig" damit fotografieren, ohne das man einen umständlichen Wechsel zwischen Einstell-Mattscheibe und Plattenkassette vornehmen muss.
Der Rollei-Plattenadapter bietet die Möglichkeit Einzelbilder herzustellen
... und einzeln zu verarbeiten.
Dazu eine kleine Episode aus meinem Fotohobby-Alltag:
Da kam die Tante und brachte mir ein kleines Uraltfoto, welches vergilbt und auf der Oberfläche ungewöhnlich silbrig schimmernde Reflexionen zeigten, fast so wie eine Daguerrotypie.
Uraltfoto von 1910 (!)
„Das ist mein Onkel, dein Großonkel. Der Bruder meines Vaters. Den will ich neu rahmen lassen. Aber dieese Flecken!“
Ich sagte meiner Tante, dass ich es mal versuchen wollte. Ich hatte ja (und habe immer noch) Planfilm in meinen Rolleikassetten. Agfapan APX 100 und AP 400. 6,5 x 9 cm.
Ich nahm meine Rollei zur Hand, wechselte die Rückwand gegen die des Plattenadapters,... und machte ein Repro der Photographie von 1910 auf APX 100.
Der Planfilm wurde noch in der gleichen Stunde entwickelt. Es war ersichtlich gut gelungen und die Tante konnte mit ihrem Photo beruhigt nach Hause gehen.
Wie praktisch der Plattenadapter damals war, kann man sich in der heutigen Zeit, wo man mal eben eine Aufnahme mit dem Handy macht, um sie z. B. per Whatsapp an Freunde zu verschicken, kaum noch vorstellen.
Der Plattenadapter bot die Möglichkeit Einzelaufnahmen herzustellen (!), z. B. um zwischen SW- und Farbaufnahmen mal eben zu wechseln. Es war möglich, die gerade in ihren ISO-Werten besser passende Filmemulsion zu laden usw., ohne gleich einen ganzen Film opfern zu müssen.
Die Plattenkassetten sind mit unterschiedlichem Filmmaterial befüllt
Bei meinem nächsten Dunkelkammer-Abend belichtete ich das Negativ aus, nahm eine leichte Brauntönung vor und ließ den Abzug trocknen. Später habe ich es dann noch gerahmt und der Tante vorbeigebracht.
Gerahmtes Repro und das Original
Die Tante war zufrieden. So zufrieden, dass ich zum Alleinerben eingesetzt wurde, zum Alleinerben ihrer fotografischen Hinterlassenschaft 😁!
Und so hängt denn nun die damals entstandene Reproduktion zusammen mit anderen Photos in unserer Ahnengallerie:
Ein Teil unserer Ahnengallerie
Doch wieder zurück zum eigentlichen Thema:
Natürlich kann man auch aus einer ganz normalen Kamera einen teilbelichteten Film entnehmen. Doch wer sich mal näher damit beschäftigt hat, weiß wieviel Aufwand und Duldsamkeit dazu nötig ist, wenn man den restlichen Film - nur mit Verlust möglich - für später retten will.
Scheibel widmet diesem Thema in seinem Minolta-Buch unter „Allerlei Tricks“ eine ganze Reihe von Zeilen in denen er akribisch erklärt, wie dabei vorzugehen ist:
„Teilbelichtete Filme werden wie üblich zurückgespult. Vor dem Öffnen der Rückwand muß der Stand des Bildzählwerks abgelesen werden. Diese Zahl notiert man auf dem teilweise belichteten Film. Beim Wiedereinlegen transportiert man den Film bei abgedecktem Objektiv, bis das Zählwerk den notierten Stand + 2 (als Sicherheitszugabe) anzeigt. Hat man beispielsweise 16 vermerkt, transportiert man bis zur 18. Um von gleichen Voraussetzungen ausgehen zu können, liest man das Zählwerk immer bei gespanntem Verschluß bzw. transportiertem Film ab.“
Und es geht weiter:
„Es kommt vor, daß der belichtete Teil des Films sofort entwickelt werden soll. Man öffnet in völliger Dunkelheit die Kamera-Rückwand, drückt den Rückspulentsperrknopf und zieht den belichteten Teil des Films von der Aufwickelrolle (nicht aus der Patrone!). Dann schneidet man ihn unmittelbar vor dem Patronenmaul ab und verpackt ihn lichtdicht in einer Dose. Erst jetzt darf wieder Licht gemacht werden. Bitte sicherstellen - das gilt vor allem für Umkehrfilme [meine Anm.: das sind Diafilme] -, ob jemand das Filmstück entwickelt.“
Die Entnahme eines teilbelichteten Films gestaltete sich bei einer Exakta Varex sicher bedeutend leichter, hatte diese doch eigens ein Messerchen eingebaut, um den Film in der ungeöffneten Kamera abschneiden zu können.
Exakta Varex von 1953 - Jung und schön wie am ersten Tag
Dieses Messerchen hatte mich schon vor vielen Jahren auf die Exakta Varex aufmerksam gemacht, die bei uns ja Elbaflex hieß, heißen musste, aus Namensrechtsgründen. Aus der verlinkten Quelle das Wichtigste dazu:
„Die Rechtslage des Unternehmens in der DDR war schon länger unübersichtlich. Mit einem Urteil des Bundesgerichtshofes vom 30. Januar 1969 gingen die Exakta-Namensrechte endgültig auf die Erben des 1967 verstorbenen Gründers der Ihagee über. Daraus entstand ein der Situation bei Zeiss Jena seit den 1950er Jahren vergleichbarer Namenswirrwar. In der Bundesrepublik durften seither keine Dresdener Kameras mit dem Namen EXAKTA mehr verkauft werden.“
Selbst dann, wenn man eine Exakta Varex besaß, die ein eigebautes Messerchen zum Durchtrennen und der anschließenden Entnahme des teilbelichteten Films hatte, wird einem klar, wie aufwändig das Prozedere doch ist, spätestens dann, wenn man den restlichen Film weiterverwenden möchte, ist es eine schweißtreibende Angelegenheit, wie aus der nachfolgenden Beschreibung ersichtlich ist:
“...wird der Film ganz einfach mit dem kleinen Abschneidemesser durchgeschnitten, und durch zwei Blindaufnahmen zieht man das Ende in die Aufwickelkassette hinein. Der kleine Bedienungsknopf für das Messer befindet sich neben dem Rückspulknopf. Dieser Bedienungsknopf wird durch Linksdrehen gelöst und vom Kameragehäuse weggezogen (etwa 4 cm). Das Messer schneidet dabei den Film kurz hinter dem Bildfenster durch. So geht man im übrigen vor, wenn ein Stück des belichteten Films, z. B. nach der 15. oder 20. Aufnahme zum Entwickeln im Voraus der Kamera entnommen werden soll. Der Anfang des restlichen Streifens muß natürlich in beschriebener Weise neu eingelegt werden. Das vorzeitige Entnehmen einiger Aufnahmen kann auch dann nötig sein, wenn man einen Film nicht vollständig aufarbeiten, sondern ihn gegen eine andere Filmsorte austauschen will.
Film, der mit dem Messerchen der Exakte durchtrennt wurde
Das Wechseln der Filmsorte ist beim Gebrauch der Aufwickelspule nicht ganz so einfach. Ein Farbfilm z. B. soll ja in die Originalkassette zurückgespult und unzerschnitten zum Entwickeln gegeben werden. Man kann sich dann nur wie folgt helfen: Die Zählwerkseinstellung wird notiert, der Film zurückgespult und entnommen. (Vorsichtig zurückspulen, damit der Filmanfang nicht mit in die Kassette hineingezogen wird.) Später beim Neueinlegen wird dieser Streifen wieder bis zur gleichen Zahl vorwärtstransportiert (das Objektiv ist dabei lichtdicht mit dem Objektivdeckel zu verschließen, weil man nach jedem Filmtransport wieder auslösen muß). Man soll aber bei diesem Verfahren ein oder zwei Bilder zugeben, denn die erste Belichtung liegt ja nicht bei jedem Einlegen gleich weit vom Filmanfang entfernt. Will man diesen geringen Verlust nicht in Kauf nehmen, kann man sich nur in der Dunkelkammer eine Kerbe in den Perforationsrand schneiden (z. B. genau am Abschneidemesser), und später wird der Film in der Dunkelkammer genau so eingelegt. Aber kein Perforationsloch anschneiden und auch das Filmmesser nicht verwenden. Es entstehen leicht scharfe Spitzen, die sich beim Einschlüpfen in die Kassette entgegenstellen und den Transport des Films gefärden.“
Auszüge aus Werner Wurst, Exakta Kleinbildfotografie, 1953, S. 45/46
Gelt, da wird einem beim Lesen richtig warm ums Herz. Man versinkt in Dankbarkeit dafür, dass man heute lebt und genießen kann, was der technische Fortschritt so alles an Segnungen mit sich gebracht hat!
Kein Wunder, dass heutzutage aus allen (digitalen) Rohren geschossen wird. Es wir einem ja auch unverschämt leicht gemacht, aber andererseits:
Leisten kann man nur dann etwas, wenn man auch gefordert wird. Wenn einem beim Hobby / in der Freizeit schon alle Steine aus dem Weg geräumt werden / man sie sich wegräumen lässt, führt das leicht zu einem Unbefriedigtsein, mindestens aber birgt es die Gefahr, dass man sich langweilt!
Ob die heutigen vollautomatisierten Labors überhaupt noch Filme entwickeln, die nicht standardmäßig gehandhabt wurden, ist zu bezweifeln.
Man erwartet dort nur: Rein in den Fotoapparat, voll geknipst, raus aus dem Apparat, ggf. vollständig in die Kassette zurückgespult (wenn das die Kamera nicht schon automatisch erledigt hatte), ab in die Tüte und fort damit!
Ich kann aus meinen Erfahrungen mit einem in Unterbrechung (durch Herausnahme und späterem Wiedereinlegen) und dann fertig belichteten Film Missliches beisteuern:
Da in den Laboren die Filme in Streifen mit einer bestimmten Anzahl von Bilder geschnitten werden, und dieses automatisiert abläuft, kam es dazu, dass bei einem Teil des Filmes die Fotos, die an den Rändern lagen, angeschnitten wurden. Die Maschine hatte die Bildabstände des Filmanfangs zum Maß genommen und nicht registriert, dass der Film mal herausgenommen wurde und dann versetzt wieder eingelegt worden war. Auch musste der Film ganz in die Kassette eingespult sein - hatte einst gelernt, dass der Film besser ein Stückchen aus der Kassette herausschauen sollte, damit das Kassettenmaul nicht frei geöffnet blieb - Lichteinfallsmöglichkeit! - und durfte ihn auch nicht in das lichtschützende Döschen gepackt verschicken, sonst lag wieder ein "mahnendes" Zettelchen bei!
Fazit: Wenn man sich solche "Abnormitäten" erlauben möchte, muss man seine Filme in Labors geben, die Handabzüge für reichlich gutes Geld anbieten - besser: Selbst entwickeln!
Rollei-Plattenadapter
Kein Wunder, dass heutzutage aus allen (digitalen) Rohren geschossen wird. Es wir einem ja auch unverschämt leicht gemacht, aber andererseits:
NOOKY
Die Nahgrenze der Objektive Elmar 2,8/50*, Summitar 1:2/50 und Summicron 1:2/50 aus den 1950er u. 1960er Jahren ist 1 m. Wie für die Gewinde-Leica gibt es auch ein optisches Nahgerät für M-Leicas, das SOMKY (genauer: SOMKY-M, später SOMKY/16507 genannt). Es besteht aus einer Einstellschnecke, die mit einem Suchervorsatz mit Parallaxenausgleich kombiniert ist. Es hat ein Bajonett, in das sich versenkbare Objektive wie Elmar, Summitar und Summicron einrasten lassen. Mittels eines speziellen Zwischenrings (UOORF) kann der Objektivkopf des starren Summicron und auch der des Nah-Summicron in dieses Bajonett eingeriegelt werden. Über einer keilförmigen Markierung findet man auf der Sucherbrille ‘1:’ eingraviert. Dazu passend hat man statt einer Entfernungsskala auf der Einstellschnecke Zahlenwerte von 7,5 bis 15. Das sind die erreichbaren Abbildungsmaßstäbe.
Was ist nun besser: SOMKY oder Nahsummicron?
Leistungsmäßig gibt es keine Unterschiede! Wer ein Summicron aus den besagten Jahren besitzt, sei es ein versenkbares oder die starre Version oder auch ein Summitar (versenkbar, M39), erhält durch den Erwerb des SOMKY die Möglichkeit, relativ preiswert (für ca. 100 - 200 €), Nahaufnahmen mit einer Leica M, analog und digital zu machen.
Es erfordert etwas Hantiererei, schließlich muss das SOMKY an die Kamera angeschlossen werden, außerdem muss man sich dem Objektiv (versenkbare Typen) bzw. dem Objektivkopf zuwenden.
Bei der Analog-Kamera ist das Nah-Summicron die bessere Wahl. Es hat Vorteile in der Handhabung gegenüber Objektivkopf und SOMKY. Man braucht nicht zu schrauben und behält auch die Hände frei, da man ja nicht den „Einstellteil“ des Objektivs während der Nahaufnahme gesondert aufbewahren muss.
Objektiv umschalten, Sucherbrille aufsetzen und dann kann man schon in den Nahbereich fokussien.
Nachteilig ist aber, dass sich das Nah-Summicron an digitalen M-Kameras nur im Nahbereich verwenden lässt. So besehen ist die Lösung SOMKY und Objektiv/Objektivkopf universeller. Es ist bei der digitalen M jedenfalls dem Nah-Summicron vorzuziehen.
Eine besondere Einsetzbarkeit kommt dem Nah-Summicron allerdings zu, wenn man es an eine DSLR adaptiert. Da hier der Sucher/Monitor ein direktes Bild der Linse darstellt, benötigt man ja keine ‘Sucherbrille’. Mit einem Fingernagel lässt sich das kleine Arretier-Kügelchen leicht eindrücken und schon man kann im Nahbereich arbeiten.
Aber auch die SOMKY-Lösung ist an manchen DSLRs verwendbar, dann, wenn die Brille das Aufsetzen nicht behindert. So erlaubt z.B. die Sony Alpha 7 den Anschluss mittels normalem Adapter, während man bei der Alpha 7 M3 wegen des ausladenderen Griffs dieser Kamera einen Helicoid-Adapter verwenden muss, dessen 'Nahschnecke' beim Einrasten des SOMKY zunächst auszufahren ist.
Die beste Lösung ist: Man hat beide Bauformen! Ich habe mir zu meinem Nah-Summicron ein 'defektes' starres Summicron beschafft. Es wurde recht preiswert abgegeben, da seine optischen Eigenschaften durch eine verkratzte Frontlinse* zu wünschen übrig ließen. Während der Objektivkopf lediglich für Weichzeichnungsaufnahmen zu gebrauchen ist, tut seine Schnecke mit dem Objektivkopf des vorhandenen Nah-Summicrons hervorragend seinen Dienst.
* Beachte:
Die Vorderlinse des Summicron ist sehr weich und es ist unbedingt darauf zu achten, das man „kein kaputtgeputztes“ Exemplar erhält.
Bedenke auch, dass eine derartige Verwendbarkeit als Nah- oder Makroobjektiv am SOMKY sich nur auf Objektive bezieht, deren Objektivkopf herausschraubbar ist oder man hat eine versenkbare Objektiv-Variante. Beim Summicron 2,0/50 sind das Objektive, die von 1956 bis 1958 gebaut wurden.
Objektiv umschalten, Sucherbrille aufsetzen und dann kann man schon in den Nahbereich fokussien.
Beachte:
An Kameras wie M5, M6 TTL, M7, M8 und wohl auch den nachfolgenden digitalen M-Kameras, deren Gehäuse etwas anders gebaut ist, als das der früheren Film-Pendants, passt die zum Visoflex II gehörende 4-fach-Winkellupe OTXBO/16460 nicht. Hier stört die auf der Unterseite befindliche Stufung. Stattdessen kann man die Winkellupe 16499 ohne Stufe, die mit dem Viso III geliefert wurde, oder, was in vielen Fällen die bessere Wahl ist, die 5-fach-Lupe für senkrechten Einblick OTVXO verwenden. Sie hat, anders als die Winkellupe 16499, genau wie die 4-fach-Winkellupe, einen Dioptrienausgleich, zeigt allerdings ein seitenvertauschtes Bild, während die beiden anderen durch das eingebaute Pentaprisma ein seitenrichtiges, aufrechtstehendes Bild anzeigen.
Zum Einsatz an den zuvor genannten M-Kameras, muss der Auslösehebel des Viso II in die umgekehrte Position geschwenkt werden. Mit Hilfe eines Doppeldrahtauslösers, der so eingestellt ist, dass ein längerer Hub des einen, den Spiegel vor dem Auslösen des Verschluss hochschwingen lässt, bis dann der zweite mit kürzerem Hub, den Verschluss betätigt.
Da ich beide Visoflex-Ausführungen besitze, habe ich standardmäßig den Visoflex III mit einem Balgengerät verbunden, an dem der Objektivkopf vom Leica Hektor 4,5/135 angeschlossen ist (für aufwändigere Nahaufnahmen, Stativarbeiten u.a.) während ich Visoflex
II zusammen mit der Einstellschnecke OTZFO, einem passenden Zwischenring und einem der Objektivköpfe entweder von einem 90er oder einem 135 mm Objektiv, vornehmlich für Aufnahmen aus der Hand und meistens mit der Lupe mit senkrechtem Einblick verwende.
Der Visoflex III ist sicher der praktischere Spiegelvorsatz. Trotzdem ist der Viso II auch dann gut zu gebrauchen, wenn man Reproduktionen oder Makroaufnahmen bei gleichbleibender Entfernung machen möchte. Dann ist es völlig unbedeutend, dass der Spiegel nach der ersten Aufnahme schon ausgelöst hat. Viso II verhält sich dann genauso, wie Visoflex III bei der Einstellung ‘roter Punkt’. Das Gleiche gilt auch für DSLR-Kameras. Diese kann man ja am Visoflex betreiben, ohne den Suchereinblick und damit den Spiegel zu verwenden!
Gilt nur für die Crop-Kamera Leica M8:
Der Sensors der M8 hat das Format 18 x 27 mm (Cropfaktor 1,33). Daher habe ich mit Faserstift entsprechende Markierungen auf der Visoflex-Mattscheibe angebracht*.
Das Motiv, auf das scharf gestellt wird, muss sich innerhalb des markierten Feldes befinden:
Sensorfeld der Leica M8* (Markierung auf der Visoflex-Mattscheibe)
*Anmerkung:
Das Mattscheibenfeld beim Visoflex II und Visoflex III hat eine Diagonale von 40 mm über die abgerundeten Ecken.
Die Crop-Diagonale errechnet man aus 40 mm : 1,33 = 30,075 mm.
Sie muss rund 30 mm betragen. Ich markiere daher von den 4 Ecken der Mattscheibe aus eine jeweils 5 mm lange Teildiagonale. Das verbleibende freie Feld entspricht dem Bildfeld der Leica M8 (siehe oben, Abbildung „Sensorfeld der Leica M8“).
Traubenhyazinthe, M8, Visoflex II mit Objektivkopf Elmar 4/135, f:11
Balgengeräte
Balgeneinstellgeräte, Balgengeräte oder Balgen ermöglichen durch ein speziell gefaltetes, lichtdicht beschichtetes Tuch oder auch Leder, einen in der Länge kontinuierlich veränderbaren Abstand zwischen Kamera und Objektiv herzustellen. Bei den Leica-Sucherkameras befindet sich zwischen Kamera und Balgen noch ein Spiegelreflexansatz, der Visoflex.
Das Balgengerät I ist nur in Verbindung mit Visoflex I zu verwenden. Wegen des recht weit ausladenden Spiegelvorsatzes von Visoflex I, sind erst die Objektivköpfe ab einer Brennweite von 125 mm und 135 mm universeller verwendbar und kontinuierlich von unendlich bis 1:1 einstellbar.
Leica M2 mit Visoflex II an Balgengerät II, Objektivkopf des Elmarit 2,8/90
Das Balgengerät II
Beim Leica Balgen II kann der Auszug um 95 mm verändert werden. Das wird durch einen Zahntrieb erreicht. Man kann damit weit in den Nahbereich eintauchen. Das Elmar 65 mm, das eigens für die Verwendung am Balgen kontruiert wurde, lässt sich von unendlich bis zu einem Abbildungsmaßstab 1,4:1 einsetzen. Mit den Objektivköpfen des Leica Elmar und Elmarit 90 mm, kann man am Balgengerät II von unendlich bis zur natürlichen Größe, dem Abbildungsmaßstab 1:1, gelangen (mit Leica M8 sogar bis 1,33:1). Mit den Objektivköpfen der Brennweite von 135 mm lassen sich noch Abbildungsverhältnisse von unendlich bis 1:2 erreichen.
Links neben der Schlittenführung des Balgens ist eine Skala angebracht, an der man den Abbildungsmaßstab und den Verlängerungsfaktor für die Belichtung mit einem 90er Objektiv ablesen kann. Auf der rechten Seite ist die jeweilige Auszugslänge in Millimetern angegeben, für den Fall, dass man Aufnahmen mit einem bestimmten Abbildungsmaßstab wiederholen möchte.
Ganz zuunterst befindet sich ein weiterer Zahntrieb, der einem Einstellschlitten entspricht. Hiermit lässt sich eine Feinregulierung des Abstandes der Kamera zum Motiv erreichen, ohne dass es zu einer Veränderung im Abbildungsmaßstab kommt.
Mit dem aufschiebbaren Kompendium (variable Streulichtblende) wird ein wirksamer Blendschutz erreicht.
Briefmarke, Leica M2, Visoflex III, Elmarit 2,8/90, Ring 16471J, voller Auszug am Balgen, f:8
Walderdbeerblüte, M8 mit Viso III an Balgengerät, Objektivkopf Hektor 4,5/135, f:11
Löwenzahnblüte, M8 mit Viso III an Balgengerät, Objektivkopf Hektor 4,5/135, f:11
Mit den Leica-Objektiv-Köpfen und dem Leica-Balgen kann man auch an Nicht-Leica-Kameras arbeiten, vorausgesetzt man hat Spaß am ‘filigranen’ Arbeiten und besitzt den entsprechenden Adapter von Leica M zum anderen Kamerasystem:
Olympus E-M1, Adapter L/M-m4/3, Balgen II + Ring 16472 + Objektivkopf Leica Elmar 4/135
Nüsse, Olympus E-M1, Balgen, Objektivkopf Leica Elmar 4/135, an m4/3: f:4/270
Mikroskop-Fotografie
Das Mikroskop hat in vielen Disziplinen von Wissenschaft, Technik, Medizin hohe Bedeutung. Da wo mikroskopische Ergebnisse präsentiert werden müssen, hat die Mikroskop-Fotografie ihren wichtigen Part.
Man benötigt ein Mikroskop mit dem genormten Okulartubus von 25 mm Durchmesser und einen geeigneten Mikroskop-Adapter für die Kamera. Ich besitze ein Mikroskop mit dem geeigneten Tubusdurchmesser und den Minolta Mikroskop-Adapter II mit einem MC/MD-Anschluss, der an dieses Mikroskop passt. Über einen MD-NEX-Adapter habe ich meine DSLR angeschlossen und die nachfolgenden Aufnahmen gemacht. Alles lief dank der präzisen Innenmessung völlig problemlos.
Mikroskop-Fotografiereinheit. Stechapparat einer Honigbiene
Putzbein einer Honigbiene
© K. Schmidt
II zusammen mit der Einstellschnecke OTZFO, einem passenden Zwischenring und einem der Objektivköpfe entweder von einem 90er oder einem 135 mm Objektiv, vornehmlich für Aufnahmen aus der Hand und meistens mit der Lupe mit senkrechtem Einblick verwende.
© K. Schmidt
Reproduktionen
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Wie nah heran kann man gehen, wenn eine Vorsatzlinse von 3 dpt aufgeschraubt wurde?
Von Reproduktionen spricht man, wenn ebene Vorlagen wie Bilder, Zeichnungen, Stiche, Noten, Briefmarken, Texte und Ähnliches, also flache Vorlagen ohne größere Tiefenausdehnung, auf fotografischem Wege hergestellt werden.
Medaille und historische Münzen
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Tharsis dubius, versteinerter Fisch in Jura-Plattenkalk
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Bei der Wahl der Kamera selbst, achte man darauf, dass sie keine spiegelnde Oberfläche hat. Man kann auch ggf. solche Teile mit schwarzem Klebeband abkleben oder das Gehäuse hinter dem Objektiv mit einem schwarzen Karton mit entsprechender Öffnung, "verbergen"!
Planlage durch Auflegen der Glasscheibe eines Bilderrahmens |
Kamera am Stativ eines Dunkelkammer-Vergrößerungsgeräts der Fa. Durst |
Naheinstellgerät oder 'Stäbchengerät' der Firma Leitz
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Die Minox-Kleistbildkamera - ihre Messkette und das Minox Reproduktions-Stativ
Die Firma Minox, Herstellerin von Kleinstkameras für das Format 8 x 11mm, der Spionagekamera in Filmen und sicher auch im wirklichen Leben schlechthin, bot für das Messen und zur Einstellung des Kameraabstandes vom Motiv eine praktische Messkette an, die mit Perlen in bestimmten Abständen für kurze Entfernungen besetzt ist. Für Reproduktionen gibt es ein vierbeiniges Reprostativ, mittels dessen sich plane Vorlagen der gängigen DIN-Formate A4, A5 und A6 mit der Minoxkamera fotografieren lassen.
Minox BL mit Messkette
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Minox am Reproduktionsstativ, Vorlagenformat A6, 10 x 15 cm (Postkarte)
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Vergl. Rolf Kasemeier, Kleine Minox - Große Bilder, S. 249 ff
Der Abstand für das gewählte Format wird an der Kamera eingestellt: 24cm für DIN-A6, 30cm für DIN-A5 und 46 cm für DIN-A4. Die Beine des Stativs werden bis zu den jeweiligen Rastungen ausgezogen und mit den gerändelten Halteringen fixiert.
Einstelltabelle für das Minox Reproduktions-Stativ
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Zeitungsartikel von 1996 zum Werdegang der Fa. Minox
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Das Leitz-Naheinstellgerät ist für die Formate DIN-A4, DIN-A5 und DIN-A6 gedacht und hat 4 teleskopartig ausziehbare Stativbeine ("Stäbchen") und für jedes der 3 Formate ein spezielles Objektiv-Zwischenstück. Dazu kommt noch ein Adapterring für die Objektivköpfe der früheren 50-mm-Objektive (UOORF), der an einer Seite ein Bajonett, an der anderen ein Innengewinde besitzt.
Die versenkbaren Objektive Elmar, 2,8/50 und Summicron 2/50, werden im nicht ausgezogenem Zustand verwendet. Sie besitzen an ihrem Ende ein Bajonett, das direkt in das Objektiv-Zwischenstück des benötigten DIN-Formats eingerastet wird. Der herausgeschraubte Objektivkopf des starren Summicron wird dagegen in den oben genannten Ring UOORF geschraubt und dieser wird dann in das Bajonett des Adapters eingerastet. Die Stäbchen werden in das Objektiv-Zwischenstück eingeschraubt und bis zur zum Format gehörenden gekennzeichneten Rastung herausgezogen und dort mit einer Rändelmutter fixiert. Die Stäbchen des Nahgeräts umgrenzen das erfasste Objektfeld. Eine genaue Beurteilung der Lage des Objekts durch den Sucher ist nicht möglich. Auch kann keine Entfernung eingestellt werden; der für das gewählte DIN-Format richtige Abstand des Objektivkopfs von der Bildebene, wird durch die Länge des Auszugs der Beinchen bestimmt.
Vgl. Günter Osterloh, Leica M, Ausgabe 2002, S. 165.
Leica M2 am Nahgerät BOWUM, auch Stäbchengerät genannt
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Titelblatt einer Broschüre mit M8 am Nahgerät
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Leica M8 mit Summicron-Objektivkopf am Nahgerät. Einstellung DIN-A4
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Da ich kein Reproduktionsgerät wie z.B. den Leitz Reprovit besitze, mache ich benötigte Reproduktionen mit Hilfe der Säule meines Vergrößerungsgeräts.
Leica M8 mit Visoflex II mit Doppeldrahtauslöser am Vergrößerungsstativ
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Vorarbeit für gelungene Repros
Das Wasserwaage zeigt an, dass die optische Achse des Fotoobjektivs senkrecht nach unten zeigt
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Nahgeräte für Aufnahmen im Maßstab 1 : 1
Eigens für das Kopieren von Diapositiven und Filmstreifen ist der Diakopiervorsatz Leica digicopy gedacht.
Mit dem nachfolgend gezeigten "Zoom-Slide-Duplicator lassen sich auch vergrößerte Ausschnitte aus Dias herstellen.
Die Beleuchtung
Wird Kunstlicht eingesetzt, ist es gut, wenn man nach Möglichkeit 2 Lampen an gegenüberliegenden Seiten aufstellt. Verwendet man nur eine Lampe, sollte man von der Gegenseite her z. B. mit einer weißen Polystyrolplatte (Styropor) aufhellen.
Bei Kameras, die nicht mit einer Innenmessung ausgestattet sind, muss darauf geachtet werden, dass durch eine stärkere Auszugsverlängerung Licht verloren geht und daher entsprechend länger zu belichten ist.
zum Anfang
Theo Kisselbach, Das Leica-Buch, 1. - 10. Tausend, 1955
Für die Fotos und den Inhalt dieses Blogs beanspruche ich, Karl Schmidt, Urheberrechtsschutz!