Reproduktionen
Themenübersicht
Definition - Wozu Repros heutzutage - Werkzeuge für Repros - Minox - Messkette - Reproduktionsstativ - Leitz-Nahgerät BOWUM - 50er Objektivköpfe - Vorarbeit für gelungene Repros - Nahgeräte für Maßstab 1:1 - Kopieren von Dias - Leica Digicopy - Beleuchtung
aktualisiert: Februar 2022
Das Leica Nahgerät BOWUM, salopp auch Stäbchengerät genannt
Beschreibung siehe weiter unten!
Von Reproduktionen spricht man, wenn ebene Vorlagen wie Bilder, Zeichnungen, Stiche, Noten, Briefmarken, Texte und Ähnliches, also flache Vorlagen ohne größere Tiefenausdehnung, auf fotografischem Wege hergestellt werden.
Beispiele, wozu auch heutzutage eine fotografische Reproduktion angebracht sein mag
Heute, wo jeder Zugang zu Kopiergeräten, Farbscannern u. Ä. oder auch schlicht und einfach nur sein Handy benutzt, fällt es leicht, auf anderem Wege als mit einem Fotoapparat Reproduktionen anzufertigen. Trotzdem gibt es besonders für den Fotofreund Fälle, wo man dennoch die eigene Kamera für die Herstellung von solchen Abbildern heranziehen möchte. So fotokopiere ich auf Urlaubsreisen meine Bank- und Kreditkarten, meine Ausweis- und Reisedokumente mit der Kamera und belasse diese Fotos auf einer Speicherkarte. Man weiß ja nie, ob man seine Unterlagen nicht mal 'verliert'. Ich mache Repros mit dem Fotoapparat auch dann, wenn ich solche Abbilder für die Einreihung in eine Fotoserie benötige. Gibt es von einem besuchten Ort auch eine spezielle Briefmarke, so reihe ich deren Repro gelegentlich zur Illustration in meine Fotoserie ein:
Bei meinem ersten Besuch in Wuppertal stand die Schwebebahn und eine Fahrt mit ihr im Zentrum meines Interesses. Als Briefmarkensammler hatte ich vorher alles paratgemacht:
Briefkuvert beschrieben, Briefmarke besorgt und aufgeklebt, und dann in Wuppertal in einem Postamt abgegeben, vorher noch mit einem entsprechenden Stempel entwerten lassen. Die Adressatenfamilie,
nahe Verwandte von mir, wurden informiert und angehalten, mir ja diese Post an "sie" (!) zu verwahren!
Leica M8, Objektivkopf des Summicron 2/50 am Stäbchengerät, f:5,6
Weitere Einsatzmöglichkeiten
Illustration von Computerpräsentationen, Bebilderung von Berichten wie dem vorliegenden, Dokumente, Studienscheine, Zeugnisse, Gesellen- und Meisterbriefe, Zertifikate, Bescheinigungen aller Art, Briefe, Ansichtskarten, Münzen, Briefmarken und Postkarten eines Sammlers, Eintrittskarten, Visitenkarten, wichtige Zeitungsausschnitte, flächige Fossilien und anderes.
|
175 Jahre Sächsische Dampfschiffffahrt, Briefmarkenblock von 2011
|
|
Medaille und historische Münzen
|
|
Tharsis dubius, versteinerter Fisch in Jura-Plattenkalk
|
Voraussetzungen für gelungene Repros
Die wichtigste Voraussetzung für gelungene Reproduktionen ist die absolute Planlage des Objekts und eine unverkantete Ausrichtung der Kamera. Sollte das flächige Objekt nicht von sich aus plan liegen, hilft die Abdeckung mit einer sauber geputzten, möglichst spiegelungsfreien Glasscheibe. Ich verwende dazu Scheiben von Bilderrahmen.
Bei der Wahl der Kamera selbst, achte man darauf, dass sie keine spiegelnde Oberfläche hat. Man kann auch ggf. solche Teile mit schwarzem Klebeband abkleben oder das Gehäuse hinter dem Objektiv mit einem schwarzen Karton mit entsprechender Öffnung, "verbergen"!
|
Planlage durch Auflegen der Glasscheibe eines Bilderrahmens
|
Um die Kamera möglichst senkrecht und verwacklungsfrei zum zu reproduzierenden Objekt auszurichten, dient ein Stativ oder eine ähnliche Vorrichtung. Zu diesem Zweck gibt es spezielle Reprostative. Als ein ausgezeichneter Ersatz lässt sich aber auch das Stativ eines Dunkelkammer-Vergrößerungsgeräts hier sinnvoll (weiter-) verwenden. Besonders praxisdienlich ist es, wenn der Abstand von der Auflagefläche durch ein Zahngetriebe kontinuierlich eingestellt werden kann.
|
Kamera am Stativ eines Dunkelkammer-Vergrößerungsgeräts der Fa. Durst
|
Daneben gibt es auch Nahaufnahmegeräte für einen bestimmten Kameratyp
Für Reproaufnahmen eignen sich besonders Spiegelreflexkameras oder spiegellose Kameras mit einem elektronischen Sucherbild und Kameras mit Live-View-Einrichtung, da mit diesen die genaue Ausrichtung der Vorlage und auch eine exakte Scharfeinstellung möglich ist.
Mit Sucherkameras hat man es ungleich schwerer, selbst dann, wenn die Scharfeinstellung durch bestimmte Vorrichtungen gewährleistet ist, weil die optische Achse des Aufnahmeobjektivs einen mehr oder weniger deutlichen Abstand zur optischen Achse des Suchers aufweist (Parallaxe).
|
Naheinstellgerät oder 'Stäbchengerät' der Firma Leitz
|
Die Minox-Kleistbildkamera - ihre Messkette und das Minox Reproduktions-Stativ
Die Firma Minox, Herstellerin von Kleinstkameras für das Format 8 x 11mm, der Spionagekamera in Filmen und sicher auch im wirklichen Leben schlechthin, bot für das Messen und zur Einstellung des Kameraabstandes vom Motiv eine praktische Messkette an, die mit Perlen in bestimmten Abständen für kurze Entfernungen besetzt ist. Für Reproduktionen gibt es ein vierbeiniges Reprostativ, mittels dessen sich plane Vorlagen der gängigen DIN-Formate A4, A5 und A6 mit der Minoxkamera fotografieren lassen.
Die Kamera wird in die Aufnahmevorrichtung des Stativs geschoben und an ihrem Ende verriegelt. Je nach Größe der Vorlage werden die 4 Beine mehr oder weniger weit bis zu der zum Format gehörenden Rastung ausgezogen. Das Ende der Beine gibt dann das Feld an, in das die Vorlage gelegt werden muss.
|
Minox BL mit Messkette
|
|
Minox am Reproduktionsstativ, Vorlagenformat A6, 10 x 15 cm (Postkarte)
|
Die Minox ist eine Sucherkamera. Die Parallaxe zwischen Sucherbild und Objektivachse wird mit der Entfernungseinstellung automatisch ausgeglichen. Der Einstellbereich für die Entfernung beginnt bei einem Abstand von 20 cm. Man braucht keine Vorsatzlinsen, Zwischenringe oder Balgengeräte, um Vorlagen wie Postkarten, Briefe, Heftseiten oder DIN-A4-Blätter formatfüllend abzulichten. Natürlich lassen sich dank des großen Schärfentiefebereichs, gegeben durch die Brennweite von 15 mm, trotz der Tatsache, dass immer mit der Offenblende des Objektivs, Lichtstsärke 3,5, gearbeitet wird, flache Objekte scharf abbilden.
Vergl. Rolf Kasemeier, Kleine Minox - Große Bilder, S. 249 ff
Der Abstand für das gewählte Format wird an der Kamera eingestellt: 24cm für DIN-A6, 30cm für DIN-A5 und 46 cm für DIN-A4. Die Beine des Stativs werden bis zu den jeweiligen Rastungen ausgezogen und mit den gerändelten Halteringen fixiert.
|
Einstelltabelle für das Minox Reproduktions-Stativ
|
|
Zeitungsartikel von 1996 zum Werdegang der Fa. Minox
|
Das Leitz-Nahgerät BOWUM ("Stäbchengerät")
Leitz geht bei seinem „Nahgerät zur Leica M“, auch Stäbchengerät genannt, einen anderen Weg als Minox, wohl weil das Leitz'sche Naheinstellgerät für unterschiedliche
Objektive und Kameras tauglich sein musste.
Das Leitz-Naheinstellgerät ist für die Formate DIN-A4, DIN-A5 und DIN-A6 gedacht und hat 4 teleskopartig ausziehbare Stativbeine ("Stäbchen") und für jedes der 3 Formate ein
spezielles Objektiv-Zwischenstück. Dazu kommt noch ein Adapterring für die Objektivköpfe der früheren 50-mm-Objektive (UOORF), der an einer Seite ein Bajonett, an der anderen ein Innengewinde besitzt.
UOORF
Die versenkbaren Objektive Elmar, 2,8/50 und Summicron 2/50, werden im nicht ausgezogenem Zustand verwendet. Sie besitzen an ihrem Ende ein Bajonett, das direkt in das Objektiv-Zwischenstück des benötigten
DIN-Formats eingerastet wird. Der herausgeschraubte Objektivkopf des starren Summicron wird dagegen in den oben genannten Ring UOORF geschraubt und dieser wird dann in das Bajonett des Adapters eingerastet. Die Stäbchen
werden in das Objektiv-Zwischenstück eingeschraubt und bis zur zum Format gehörenden gekennzeichneten Rastung herausgezogen und dort mit einer Rändelmutter fixiert. Die Stäbchen des Nahgeräts umgrenzen
das erfasste Objektfeld. Eine genaue Beurteilung der Lage des Objekts durch den Sucher ist nicht möglich. Auch kann keine Entfernung eingestellt werden; der für das gewählte DIN-Format richtige Abstand des Objektivkopfs
von der Bildebene, wird durch die Länge des Auszugs der Beinchen bestimmt.
Vgl. Günter Osterloh, Leica M, Ausgabe 2002, S. 165.
|
Leica M2 am Nahgerät BOWUM, auch Stäbchengerät genannt
|
Ich verwende den Objektivkopf eines starren Summicron 2/50. Es liefert hervorragende, verzerrungsfreie Abbildungen. Ich stelle in der Regel Blende 5,6 ein. Bei etwas in der Höhe ausgedehnten Vorlagen, z. B. Fossilien, kann man auf Bl. 11 abblenden.
Beim dem Versuch, das Titelblatt einer Broschüre im Format DIN-A5 (Schulheftformat) mit der Nahgeräte-Einrichtung für DIN-A5 zu erfassen, kam nicht alles drauf. Ich erhielt nur einen Ausschnitt dieses Titelblatts. Schuld war die Tatsache, dass die M8 das 50er Summicron infolge des Crops, Faktor 1,33, zu einem leichten Tele werden ließ:
|
Titelblatt einer Broschüre mit M8 am Nahgerät
|
|
Leica M8 mit Summicron-Objektivkopf am Nahgerät. Einstellung DIN-A4
|
Erst durch die Wahl des nächst größeren Reproformats, DIN-A4, ist in diesem Falle eine Möglichkeit gegeben und das Objekt in Gänze abbildbar:
Repros einer DIN-A5-Vorlage mit der Leica M8 am Nahgerät mittels DIN-A4-Adapter
Der erste der beiden Schüsse offenbarte den systembedingten Nachteil einer Sucherkamera wie der Leica M8, der sich auch auf ihre Verwendbarkeit am Stäbchengerät auswirkt: Trotz der Bemühung, den Text richtig ausgerichtet zu reproduzieren, lag der Bildausschnitt schief. Es fehlt halt die Kontrollmöglichkeit über das Sucherbild! Nur dank der Tatsache, dass man die Aufnahme nachher über das Display kontrollieren kann, wurden mehrere Nachschüsse gesetzt, mit dem Ziel eine Aufnahme zu erhalten, an der nun nichts mehr auszusetzen ist. Später lassen sich kleinere Korrekturen ja in der Bildverarbeitung erledigen. So kann man z. B. den überflüssigen Rand abschneiden.
Eine Kamera mit Live-View, eine Spiegelreflex oder eine Systemkamera mit einem elektronischen Sucher, kann hier ihre Vorteile ausspielen: Das Objekt lässt sich schon vor dem Auslösen kontrollieren und exakt ausrichten:
Reproduktion mit einer Systemkamera mit Leica-M-Adapter am Stäbchengerät
Reproduktionen mit Hilfe der Säule eines Vergrößerungsgeräts
Da ich kein Reproduktionsgerät wie z.B. den Leitz Reprovit besitze, mache ich benötigte Reproduktionen mit Hilfe der Säule meines Vergrößerungsgeräts.
|
Leica M8 mit Visoflex II mit Doppeldrahtauslöser am Vergrößerungsstativ
|
Es gibt Vergrößerungsgeräte, z. B. den Opemus von der Firma Meopta, dessen Säule schräg verläuft. Gedacht ist die schräge Säule dafür, damit man trotz des nahe an der Säule befestigten Vergrößerungskopfes auch großformatigere Fotos ausbelichten kann. Dieses Stativ ist für Reproduktionen sicher gut geeignet. Die Säule meines Kleinbildvergrößerers, ein Gerät der Firma Durst, hat eine senkrecht stehende Säule. Durch einen hinzugekauften speziellen Schwenk-Neigekopf, lässt sich die Kamera weiter vorne befestigen und dazu auch noch durch die 2 Freiheiten (nach links u. rechts, oben und unten) beliebig ausrichten. Im Notfall genügt dazu auch ein Filmneige- oder auch ein Kugelkopf, wie sie für Stative eingesetzt werden.
Das Objektiv auf dem die zu fotografierende Münze liegt, wird hier als Einstellschlitten gebraucht, mit dem man durch Drehen am Entfernungsring winzige Abstandsänderungen bewältigt.
Vorarbeit für gelungene Repros
Nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass die Tischplatte des Vergrößerers waagerecht liegt, lege ich eine Foto-Wasserwaage auf das Display der Kamera und richte sie exakt waagerecht aus:
|
Das Wasserwaage zeigt an, dass die optische Achse des Fotoobjektivs senkrecht nach unten zeigt
|
Nahgeräte für Aufnahmen im Maßstab 1 : 1
Solche Kopiervorrichtungen sind das BEINS (1931) für das Elmar 3,5 cm, das BELUN (1933-1958) für das Elmar 5 cm und das BESUM für das Summar 5 cm. Diese Geräte bestehen aus einer Bodenplatte mit der Aussparung 24 x 36 mm, 3 Stäben, die in die Bodenplatte und die Klemmvorrichtung für das Objektiv geschraubt werden und einem Zwischenring, den man zwischen die Kamera und das Objektiv schraubt. Das Objektiv ist auszuziehen und auf unendlich zu verriegeln.
Siehe Laney, Leica Cameras Zubehör, S. 44 und Kisselbach, Das Leica-Buch, 1955, S. 180
BELUN (der Zwischenring für das Objektiv ist nicht mit abgebildet)
Mit den vorstehenden Geräten kann man neben kleinen Gegenständen wie Münzen auch Filmstücke und Diapositive kopieren.
Eigens für das Kopieren von Diapositiven und Filmstreifen ist der Diakopiervorsatz Leica digicopy gedacht.
Leica digicopy für die Leica Digilux Zoom
Originaltext von Leica in einem Prospekt zur Digilux Zoom: „Wie mit einem Scanner kann man analog erzeugte Bilder damit in binäre Dateien umwandeln, die genausoleicht im Computer zu bearbeiten sind wie Leica digilux zoom Originalaufnahmen.“
Digilux Zoom mit angesetztem Digicopy
Reproduktionen von Kleinbilddias mit der Digilux Zoom und dem Leica digicopy
Das Kopieren/Reproduzieren von Dias lässt sich auch mit einem Dia-Duplikator, einem relativ preiswerten Gerät, das mit Anschlüssen der gängigsten Spiegelreflexkameras geliefert wurde, erledigen.
Mit dem nachfolgend gezeigten "Zoom-Slide-Duplicator lassen sich auch vergrößerte Ausschnitte aus Dias herstellen.
Zoom Diaduplikator mit aufgeklebten Anwendungshinweisen
'Pizza-Backes auf sizilianisch'. Kopie eines Dias von 1979
Die Beleuchtung
Alle hier gezeigten Reproduktionen sind lediglich mit Tageslicht ausgeleuchtet worden. Dabei wurde darauf geachtet, dass kein Schatten auf die Vorlage fiel. Es musste auch vermieden werden, dass die in einem Falle eingesetzte Glasscheibe Spiegellungen verursacht.
Wird Kunstlicht eingesetzt, ist es gut, wenn man nach Möglichkeit 2 Lampen an gegenüberliegenden Seiten aufstellt. Verwendet man nur eine Lampe, sollte man von der Gegenseite her z. B. mit einer weißen Polystyrolplatte (Styropor) aufhellen.
Bei Kameras, die nicht mit einer Innenmessung ausgestattet sind, muss darauf geachtet werden, dass durch eine stärkere Auszugsverlängerung Licht verloren geht und daher entsprechend länger zu belichten ist.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen